Ethikkurs der Q3 zu Besuch in der JVA Kassel

Unser Ethikkurs hatte die Möglichkeit, die Justizvollzugsanstalt in Kassel zu besuchen und den Alltag der Insassen sowie die Abläufe in der Einrichtung näher kennenzulernen. Dies ergänzte die Unterrichtsinhalte der Q3, u.a. „Schuld & Strafe“ und „Recht“.

Am Eingang mussten wir unsere Ausweise abgeben und wurden anschließend zu einer Kontrolle weitergeleitet . Nach der Kontrolle gelangten wir in den Wartebereich, wo wir von einem Mitarbeiter abgeholt wurden. Der Bereich war kühl und schlicht eingerichtet .

Im Besucherraum gab es eine Kinderspielecke, die für Besuche von Insassen mit ihren Familien eingerichtet ist. Der Raum wird während der Besuchszeit von Insassen durch Kameras und anwesendes Personal überwacht, um die Sicherheit während der Besuche zu gewährleisten.

Zu Beginn unseres Aufenthalts stellten sich Mitarbeitende und der Leiter der JVA vor und beantworteten unsere Fragen. Dabei erhielten wir ausführliche Informationen über den Tagesablauf und die Lebensbedingungen der Insassen. Die meisten Gefangenen verbringen den Großteil ihres Tages in den Zellen, die klein und spartanisch eingerichtet sind. Die Ausstattung der Zellen ist abhängig vom Verhalten der Insassen. Je nach Einhaltung der Regeln dürfen sie Gegenstände wie Fernseher oder Radios besitzen, wobei die Anzahl streng begrenzt ist, um die Übersicht bei Kontrollen zu erleichtern, und Zeit außerhalb ihrer Zellen in Gemeinschaftsbereichen verbringen.
Uns wurde erklärt, dass es innerhalb der JVA Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Bildung gibt. Einige Insassen absolvieren beispielsweise Ausbildungen, etwa im handwerklichen Bereich, und erhalten für ihre Arbeit ein geringes Entgelt. Neben dem täglichen Hofgang gibt es auch Sportangebote und z.B. auch Gitarrenunterricht. Zudem stehen psychologische und ärztliche Betreuung zur Verfügung. Trotzdem kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Insassen und Aufsichtspersonal.

Der Kontakt mit der Außenwelt ist für die Insassen stark reglementiert. Sowohl Besuche als auch Telefonate dürfen nicht beliebig oft durchgeführt werden. Die Mitarbeitenden berichten, dass viele Insassen, gerade die, die lange Haftstrafen verbüßen müssen, mit der Zeit immer weniger Kontakt zu Freunden und Familien haben. Sie werden „vergessen“, denn sie sind nicht da, während „draußen“ das Leben weitergeht.

Während der Führung wurde uns der Aufbau der Einrichtung anhand eines Modells erklärt. Anschließend konnten wir Zellen und weitere Bereiche besichtigen. Die Bedingungen in den Zellen zeigten, wie eingeschränkt der Alltag der Insassen gestaltet ist.

Ein Teil des Besuchs war ein Gespräch mit einem Insassen, der wegen schwerer Verbrechen sehr lange in Haft verbringen muss. Er bemühte sich, unsere Fragen zu beantworten, obwohl er nur wenig Deutsch sprach. Er erzählte, dass er seine Taten bereue und versuche, seine Situation zu nutzen, um durch eine Ausbildung im Bäckerhandwerk eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Obwohl er schon eine lange Zeit im Gefängnis ist, habe er guten Kontakt zu seiner Familie. Da während des Gesprächs ein Mitarbeiter der JVA anwesend war, konnten wir nicht beurteilen, ob alle Antworten offen und ehrlich waren.

Unser Besuch verdeutlichte uns, wie streng der Alltag in der JVA organisiert ist und welche Herausforderungen sowohl für die Insassen als auch für das Personal bestehen. Wir konnten nachvollziehen, wie stark das Leben dort reglementiert ist und welche Maßnahmen ergriffen werden, um Ordnung und Sicherheit aufrechtzuerhalten.

Wir danken der JVA Kassel für die Möglichkeit, eine Haftanstalt und dessen Insassen und Mitarbeiter kennenzulernen und so eine besonders eindrückliche und nachhaltige Erfahrung machen zu können.

Lara Bittner-Buhl

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