Den überarbeiteten Stadtrundgang „Auf den Spuren der letzten jüdischen Mitbürger in Arolsen“ präsentierte die Geschichtswerkstatt bei einer Veranstaltung mit der Arolser Bezirksgruppe des Geschichtsvereins am 15. Juni 2025.
Die WLZ berichtet am 25. Juni:
Auf großes Interesse stieß der Stadtrundgang auf den Spuren der letzten jüdischen Bewohner Arolsens.
Der Profilkurs der Jahrgangsstufen 11 und 12 an der Christian-Rauch-Schule stellte bei der Veranstaltung mit der Arolser Bezirksgruppe des Geschichtsvereins den überarbeiteten Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens und den neuen Rundgang der Klassen 10 auf dem Jüdischen Friedhof Helsen/Bad Arolsen vor.
Insbesondere die Schicksale der Arolser Juden während der Naziherrschaft wurden bei dem fast zweistündigen Rundgang durch die Barockstadt hin zu den zwischen 1738 und 1941 angelegten Grabstätten und -steinen beleuchtet. Es war der erste öffentliche Rundgang.
Eine Besonderheit ist die digitale Darstellung von Grabsteinen und ihrer Inschriften. Die ersten Ergebnisse können bereits auf der Webseite der Geschichtswerkstatt der CRS (crs-geschichtswerkstatt.de) besichtigt werden, das Projekt indessen ist noch nicht vollendet. Was die Jugendlichen mit ihrer Geschichtslehrerin Tina Römer präsentierten, ist schon beachtlich.
Dabei basieren die Resultate zu einem großen Teil auf den Forschungsergebnissen des früheren CRS-Lehrers Michael Winkelmann, des Geschichtsvereinsvorsitzenden Erhard Kraft und des Landesgeschichtlichen Informationsdienstes Lagis (lagis-hessen.de).
16 Arolser Juden listete der damalige Bürgermeister Richard Beekmann 1933 für die Nationalsozialisten auf. 1939 lebte kein Jude mehr in Arolsen. Jüdische Bürger flohen vor dem Zugriff durch die Nazis oder wurden in Konzentrations- oder Vernichtungslager deportiert, wo ein großer Teil ermordet wurde.
Doch auch nach dem Ende des Naziregimes stießen aus dem Ausland zurückgekehrte Juden wie der Kaufmann Walter Schönstädt auf Vorbehalte und Schwierigkeiten bei der Restituierung enteigneten und geraubten Vermögens oder bei der Wiederherstellung beschädigter Grabsteine.
Den Gedenkstein zur Erinnerung an die ermordeten Juden hatte Schönstädt in den 1980er Jahren finanziert. Seit der Zeit finden auf dem Friedhof unter Beteiligung von Arolser Schulen zum Jahrestag des Novemberpogroms 1938 Veranstaltungen zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der Juden statt. Mit den Forschungen Winkelmanns konnte sich eine Erinnerungskultur etablieren. Der im 18. Jahrhundert am Rande der Stadt positionierte Friedhof war gemäß dem jüdischen Glauben als Haus des Lebens angelegt worden und spiegelt die Hoffnung auf eine Auferstehung wider.
Durch die Erinnerung will die Geschichtswerkstatt über den religiösen Rahmen hinaus das Gedächtnis an die hiesigen Juden bewahren und besonders die Schicksale der Nazi-Opfer vor dem Vergessen bewahren. Fotografien, gesprochene Texte und ein Interview von leider schlechter Tonqualität lassen jüdisches Leben sicht- und hörbar werden.
Weitere Informationen finden sich auf crs-geschichtswerkstatt.de.