Unser Schüler Gero Göbel, der selbst mit in Estland war, berichtet für die WLZ:
Der Austausch mit einem befreundeten estnischen Mädchenchor führte den Chor der Christian-Rauch-Schule unter Leitung von Steffen Hause vergangene Woche zu einem der größten Chorfestivals der Welt nach Tallin.
Die neuntägige Reise nach Estland begann für die fast 50 Schülerinnen und Schüler der CRS mit einer gut zweitägigen Hinfahrt per Bus und Fähre durch die malerischen Landschaften Dänemarks, Schwedens und Finnlands.
Dabei gaben die jungen Sängerinnen und Sänger bereits das erste Konzert ihrer Tournee in der berühmten Felsenkirche in Helsinki und präsentierten zur Begeisterung des Publikums ihr vielfältiges Repertoire aus Stücken in englischer, estnischer und lateinischer Sprache.
In Estland angekommen besuchte die Gruppe den gastgebenden Mädchenchor in Orissaare auf der größten estnischen Insel Saaremaa. Neben den Ausflügen zum Meteoritenkraterfeld von Kaali oder der Bischofsburg
von Kuressaare machten insbesondere die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der befreundeten Musikerinnen und Verantwortlichen die Zeit für die Jugendlichen unvergesslich.
Nach einem gemeinsamen Konzert in der Katarrina Kirche auf der Insel Muhu folgte der große Höhepunkt der Reise, das Liederfest (estnisch: „Laulupidu“) in Tallin. Als einer von wenigen ausgewählten ausländischen
Chöre sangen die Arolser Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den insgesamt 11 900 Sängerinnen und Sängern aus 362 Chören vor einem Publikum von nach Angaben der Veranstalter über 50 000 Menschen.
Das „Laulupidu“ begann für die Arolser Sängerinnen und Sänger mit einer mehrstündigen Prozession durch die Straßen Tallins, bevor sich Zuschauer und Musiker in dem im Jahr 1957 eigens für Chorfeste errichteten Stadion einfanden.
Dabei war für die Jugendlichen besonders die Leidenschaft der Estinnen und Esten beeindruckend, die sich selbst von anhaltenden starken Regenschauern über den ganzen Tag hinweg nicht die Freude an der Musik nehmen ließen.
Das lässt sich sicher auch mit der besonderen Bedeutung und Tradition erklären, die Liederfeste in Estland genießen. Die rein estnischen Texte thematisieren überwiegend das Streben nach Souveränität und Freiheit
der estnischen Bevölkerung.
Diese Lieder, die bis heute beim „Laulupidu“ aufgeführt werden, sind zentraler Bestandteil der estnischen Geschichte. Während der sogenannten „Singenden Revolution“, die zum Ende des Sowjetzeitalters 1991 zur Gründung eines unabhängigen estnischen Staates führte, demonstrierten beispielsweise beim Liederfest 1990 Hunderttausende Befürworter eines solchen unabhängigen Estlands singend ihre Geschlossenheit und ihren
Wunsch nach Freiheit.
Die Kraft dieser Musik und die Leidenschaft am gemeinsamen Singen der estnischen Bevölkerung wurde nun auch über 30 Jahre später für die Arolser Schülerinnen und Schüler spürbar.
Am Ende der Reise waren sich deshalb alle Chormitglieder einig, dass sich für diese besondere Erfahrung die über 5000 zurückgelegten Kilometer mehr als gelohnt haben.
Auch Chorleiter Steffen Hause zog ein durchweg positives Fazit: „Ich freue mich riesig, dass wir den Schülerinnen und Schülern ein so einmaliges Erlebnis ermöglichen konnten. Dafür möchte ich mich auch ganz herzlich bei den Eltern, Sponsoren und allen anderen Beteiligten bedanken. Gerade in der aktuellen politischen Lage finde ich es enorm wichtig, die estnische Bevölkerung in ihrem Feiern von Frieden und Unabhängigkeit zu unterstützen.“